Die Pflicht zur Nachvollziehbarkeit pflanzlicher Rohstoffe, die in Lebensmitteln – und damit auch Nahrungsergänzungsmitteln – Verwendung finden, ist in der EU-Direktive 178/2002/EC festgelegt. Sie basiert auf der WHO-Guideline „Good Agricultural and Collection Practice”, die klare Leitlinien für den Umgang mit pflanzlichen Rohmaterial definiert.

In analoger Weise gelten diese Vorschriften auch für die Zulassung pflanzlicher Arzneimittel. In zukünftigen Anträgen im CTD-Format müssen Details zur genauen geographischen Herkunft, dem Anbau- und Ernteverfahren, zu Trocknung, Lagerung und Transport angegeben werden.

Diese neuen Vorschriften bedeuten nicht nur neue Probleme für die Hersteller pflanzlicher Produkte, sondern bieten auch völlig neue Chancen zur Profilierung auf den Gebieten von Qualität, Sicherheit, Umweltschutz und sozialem Engagement in den Ländern der dritten Welt.

Download Poster auf dem Internationalen Kongress für Naturstoff-Forschung, Phoenix (USA), 31. Juli - 4. August 2004

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Die Qualität von pflanzlichem Rohmaterial beginnt auf dem Feld. Leider geht aber auf den verschlungenen Handelswegen in crocus_sativum_6vielen Fällen die Information über die Herkunft von Naturstoffen verloren. So stammt "spanischer Safran" (Crocus sativus) in den meisten Fällen aus dem mittleren Osten, der "sibirische Ginseng" (Eleutherococcus senticosus) aus China und Korea, und die südafrikanische Pflanze Hoodia gordonii wird von eng verwandten, aber Wirkstoff-freien Mitgliedern der Asclepiadaceae in Mexiko gesammelt. Seit Neuestem verlangen die Vorschriften der EU über Nahrungs- und Arzneimittel die Angabe der Herkunft des Rohmaterials, basierend auf der WHO Guideline "Good Agricultural and Collection Practice". Durch unsere Tätigkeit und unsere internationalen Kontakte sind wir in der Lage, mit relativ geringem Aufwand Projekte zur Sicherstellung der Herkunft und Qualität des Pflanzenmaterials zu organisieren. Medicinal & Aromatic Plants R&D arbeitet bereits seit Jahrzehnten an entsprechenden Projekten im Sinne dieser Guidelines.

Projekte zur Bekämpfung von Verfälschungen

Eine Folge der Intransparenz der Handelswege sind Verfälschungen, insbesondere bei bedrohten Pflanzenarten oder sehr teueren Rohmaterialien.

Beispiele

crocus_sativus_2_on_fieldsSafran (Crocus sativus) ist eines der weltweit teuersten Gewürze. Entsprechend groß ist die Zahl der Verfälschungen, die für Safran beschrieben wurden. Da Safran ausschließlich aus Anbau stammt, sind Projekte zur Sicherstellung der Qualität und Herkunft verschiedener Kultivare die nahe liegende Lösung.
 

 

 

ferula_gummosa_1Galbanum, ein vor allem in der Kosmetik verwendetes Harz von Ferula gummosa, das aber auch wegen seiner medizinischen Eigenschaften geschätzt ist, wird sehr häufig mit Harzen aus Dorema ammoniacum oder Ferula asa-foetida gestreckt. Galbanum stammt ausschließlich aus Wildsammlung. Wir haben ein Projekt zur kontrollierten Sammlung unter Bedingungen organisiert, die sowohl das Überleben der Pflanze als auch die Reinheit des Materials sicherstellen.

 

 

 

 

 

rosa_damacena_1Rosenwasser aus Damascener-Rosen (Rosa damascena) stammt weder aus Damaskus, noch - in vielen - Fällen aus Rosen. Die eigentliche Heimat der Damascener-Rose ist Persien. Rosenwasser wird aus Kostengründen vielfach durch Mischen von Wasser mit synthetischem Duftstoffen hergestellt. Auch minderwertiges Rosenöl wird vielfach durch Zusatz von Chemikalien oder Naturstoffen "aufgebessert". Wir sind in der Lage, authentisches und qualitativ hochwertiges Rosenwasser und Rosenöl in großen Mengen zu organisieren - bei gleichzeitig vollständig transparenter Herkunft.

Projekte zur Sicherstellung der Herkunft des Pflanzenmaterials sind nicht nur eine Gelegenheit zur Optimierung der Arzneipflanzenqualität, sondern auch zum Ausschalten typischer Verfälschungen auf den Handelswegen.

Inkulturnahme und Organisation von kontrollierter Sammlung

thymus_vulgaris_3Die EU-Direktive 178/2002/EC schreibt für Nahrungsmittel (und damit auch für Nahrungsergänzungsmittel) die vollständige Dokumentation der Herkunft des für die Herstellung des Endproduktes verwendeten Pflanzenmaterials vor. Vergleichbare Vorschriften werden auch auf Arzneimittel angewandt.

Die Herkunft und Qualität des Rohmaterials kann in Projekten gewährleistet werden, die sich an der WHO-Guideline "Good Agricultural and Collection Practice" orientieren. Dies kann je nach Erfordernis in Anbauprojekten oder aber in Projekten zur kontrollierten Sammlung geschehen. Beides gewährleistet die Qualität des pflanzlichen Rohmaterials, sorgt für einen weitestgehenden Ausschluss von Verwechslungen, und verhindert Verfälschungen auf den Handelswegen.

Publikationen

  • M. Schmidt, M. Thomsen, G. Betti: Quality of herbal raw material: a challenge. Curr. Sci. 88(3): 336 (2005).
  • M. Schmidt, M. Thomsen, G. Betti: WHO releases “Guidelines on Good Agricultural and Collection Practices” of Herbs. HerbalGram 65: 22-24 (2005).
  • M. Schmidt, G. Betti: Betrachtungen zum Thema Nahrungsergänzung: Sicherheit und Qualität. Lebensmittel und Recht 10(4): 109-115 (2006).

Posters

  • M. Schmidt, M. Thomsen, G. Betti: The new WHO guidelines and EC directives on traceability of herbal raw material: a chance for the amelioration of quality and safety of medicinal plant raw material. International Congress on Natural Products Research (ICNPR), Phoenix (Arizona, USA), 1.-4. August, 2004.
  • M. Schmidt, G. Betti: Herbal medicine and herbal nutritional supplements: Quality issues and consumer safety. 25èmes Journées Internationales Huiles Essentielles et Extraits, Digne-les-Bains (France), 14.-15. September 2006.

Vorträge

  • M. Schmidt: Quality assurance in phytotherapy: From the medicinal plant to the finished product. Middle East Natural Products Expo, Dubai (UAE), 1. December 2003.
  • M. Schmidt: Rohstoffqualität in der Praxis: Probleme und Lösungen. GCRN-Symposium: Qualität pflanzlicher Rohstoffe – Perspektiven für die Industrie, Munich (Germany), 14. June 2005.
  • M. Schmidt: Neben- und Wechselwirkungen bei Phytopharmaka: Aktuelle Beispiele und Hintergründe für die Beratung in der Apotheke. Fortbildung des Bundesverbandes der Pharmazeutisch-Technischen Assistenten (BvPTA), Munich (Germany), 1. December 2005.
  • M. Schmidt: Les compléments alimentaires pour une meilleure qualité de vie – efficacité, qualité et sécurité. 25èmes Journées Internationales des Huiles Essentielles et Extraits, Digne-les-Bains (France), 15. September 2006.
  • M. Schmidt: Nebenwirkungen durch minderwertige Qualität: Kundenaufklärung zu pflanzlichen Präparaten erforderlich! Seminar „Apotheke 3000 – Neue Konzepte für die moderne Apotheke“. 40. Medizinische Woche, Baden-Baden (Germany), 1. November 2006.
  • M. Schmidt: Nahrungsergänzungsmittel zwischen Kommerz und Wissenschaft: Chancen für die Beratung. Seminar „Apotheke 3000 – Neue Konzepte für die moderne Apotheke“. 40. Medizinische Woche, Baden-Baden (Germany), 1. November, 2006.
  • M. Schmidt: Betrachtungen zum Thema Nahrungsergänzung: Sicherheit und Qualität. Deutscher Rechtstag für Lebensmittel und Nahrungsergänzungsmittel, Frankfurt (Germany), 14. November 2006.
  • M. Schmidt: Medicinal plants, phytomedicines and food supplements: Quality, safety and efficacy. Seminary at the University of Petra, Amman (Jordan), 23.-28. February 2008.
  • M. Schmidt: From Plant to Drug: Development of rational herbal medicinal products. University of Petra, Amman, and University of Amman, As Salt (Jordan), 6.-8. April 2009.